Unsere Mission in Übersee

Entwicklung auf Kosten der Umwelt-Zerstörung

Ein Bericht aus Brasilien von Sr. Ignês Sehnem.

Wir möchten etwas von der Situation, in der wir leben, mitteilen und von unserem Zusammensein mit den Menschen in der Stadt Pedro Afonso, in der Pfarrei St. Peter in Tocantins. In dieser Gemeinde wohnen wir drei Schwestern: Noêmia, Franzisca, Ignês.

Sr. Noêmia ist schon ungefähr fünf Jahre hier.

Sr. Francisca und ich kamen Anfang dieses Jahres hinzu.

Alles ist für uns neu! In der Pfarrei müssen wir oft fragen: Wie macht ihr das? Wer ist zuständig? Wie zum Beispiel bei der Vorbereitung der Feste unserer lieben Frau von Aparecida, für Allerseelen, für Feste der Gemeinden … Immer wieder stehen wir vor Neuem, Unbekanntem. Wir sind noch beim SEHEN im Wahrnehmen der Realität. Um die Gemeinden kennen zu lernen, reisen wir über lange Straßen mit Schlaglöchern, zerbrochenen Brücken, vielen Kreuzungen.

 

Die Entfernungen sind um 70 km weit. Stets muss uns ein „Führer“ begleiten, damit wir uns auf den Wegen nicht verirren.

Tocantins ist ein noch neuer Bundesstaat von 26 Jahren. Er wurde 1989 vom Bundesstaat Goias abgetrennt. Hier gibt es viele Schätze der Natur, viele einheimische Früchte und Bäume, viele wilde Tiere, Vögel der schönsten und verschiedensten Art. Eine sehr schöne Region, ein ebenes Land mit – bis jetzt - noch nicht abgebauten Reichtümern.

Vor zehn Jahren kamen die großen nationalen und internationalen Unternehmen mit ihren großen Anbau-Projekten von Soja, aktuell von Mais, mit großen Zuckerrohrpflanzungen. Doch der Gewinn bleibt nicht im Land, er geht hinaus.

 

Was uns auffällt, ist die Art, wie die großen Unternehmen mit dieser Schönheit der Natur und dem einheimischem Reichtum umgehen. Ohne Kriterien holzen sie ab und legen Brände, um Raum für den ausgedehnten Ackerbau zu haben. Das schadet nicht nur dem wild wachsenden Leben, sondern auch dem Menschen.

 

Die Konsequenzen sind: Verringerung der Wasserläufe, Temperatur-Erhöhung und Rückgang von Regenfällen; Abwanderung der kleinen Bauern und Arbeiter in die Stadt.

 

In diesem Monat Oktober war ich drei Tage unterwegs in einer Gemeinde von kleinen Landwirten. Um was zu tun? Das Fest unserer lieben Frau von Aparecida vorzubereiten; zusammen  mit den Katecheten der Gemeinde die Katechese der Erwachsenen für die Eucharistie und Firmung begleiten; bei der Vorbereitung der Liturgie zu helfen; die Lieder einüben; die Eltern und Paten für die Taufe ihrer Kinder anleiten; die Brautleute auf das Sakrament vorbereiten und vor allem die Familien besuchen.

Am ersten Tag gingen wir mit Begleitung einer Katechetin zu Fuß sehr früh los, um der Hitze zu entfliehen. Wir gingen von Haus zu Haus, die Menschen zu besuchen und die Realität der Familien kennen zu lernen, mit ihnen zu beten und ihre Strohhütten und was ihnen gehört, segnen.

Für den Weg nahmen wir einen Regenschirm (der uns beide vor der Sonne schützen musste, denn die Katechetin hatte keinen) und einen kleinen Rucksack mit einer Bibel, den Rosenkranz, das Gebetbuch und Weihwasser mit. Wir hatten auch ein kleines Geschenk für die Kinder: Luftballons, Lutscher, Bonbons. Eine große Flasche mit Wasser durfte im Rucksack nicht fehlen. An dem Morgen war unser Weg ungefähr 10 km, bis wir zu den Familien kamen, die am nächsten bei dem Örtchen wohnen. Am zweiten Tag brachte uns ein Herr mit dem Auto zu weiter entfernten Hütten.

Was uns sehr beeindruckte, ist die große Gastfreundschaft und die Bereitschaft zum Teilen. Nach dem guten Empfang, dem Gebet und der Segnung des Hauses bot uns die Familie etwas zu trinken und zu essen an: Kaffee oder Saft, etwas Süßes oder Kuchen. Beim Verabschieden wussten sie nicht, wie sie genug danken könnten. Für sie ist es der beste Dank, etwas zu geben und zu teilen, was sie selbst gepflanzt und mit Mühe gepflegt haben.

 Seht dieses Foto – Der einfache Mann fragte mich: - Schwester, essen Sie gern Bohnen? Ich antwortete mit Ja. Er sagte: „Aus Dank für Ihren ehrenwerten Besuch in meinem armen und einfachen Haus möchte ich Ihnen etwas geben, was Frucht meiner Arbeit ist. Dann gab er mir zwei Flaschen voll Bohnen. Die Situation der Armut im Blick fragte ich: Wird es Ihrer Familie nicht fehlen? – Nein, antwortete er, denn das, was ich Ihnen gegeben habe, ist, als wenn es unserer lieben Frau gegeben worden wäre. Und alles, was man von Herzen gibt, bringt niemals Mangel.

In einem anderen Haus nahm jemand zum Abschluss des Besuches ein Messer, schnitt etwa drei Büschel Bananen ab, gab sie mir und sagte: Ein kleines Geschenk für Ihren liebenswerten Besuch in unserem Haus. Kommen Sie öfter.

In einer anderen Familie, die darum kämpft, ihre Caju-Bäume rund um ihr Haus zu beschützen, holte man sofort Cajus von draußen, die wir unseren Mitschwestern bringen sollten.

 

Nach dem Verabschieden im nächsten Haus ging eine Frau zum Hühnerstall, und als sie zurückkam, sagte sie: Ich gebe Ihnen ein Dutzend Eier mit. Das reicht zwar nicht, um Ihnen für Ihren Besuch genug zu danken. Doch Gott wird es Ihnen vergelten. – Wieder meine besorge Frage: Wird es Ihnen nicht fehlen?  Die Antwort: Nein, die Hühner legen bald wieder.

 

Diese Beispiele erzählen von der Herzlichkeit und Freigebigkeit einer sehr armen Bevölkerung. Inzwischen haben die Bewohner der entlegenen Gebiete fast nichts mehr, wo sie pflanzen könne; denn sie haben ihr Land verpachtet oder an die Großgrundbesitzer verkauft. So kämpfen die Armen jeden Tag um ihr Überleben.

Seht, in unserem Garten gibt es auch einen Caju-Baum. Sr. Noêmia arbeitet unermüdlich, um Marmelade zu kochen. Der Caju wird als resistente Frucht angesehen, denn er erträgt die Sonnenhitze gut. Der Caju-Baum widersteht der Dürre und bringt Blüten und Früchte hervor. 

  

 

 

            Sr.Ignês

 

                         Anmerkung:

                         (Caju = in portugiesischer Sprache

                         Cashew = in deutscher Sprache)